Marken & Modelle 22.11.2023
Dayun ES3: billiges Elektroauto?
Nach dem Dacia Spring soll ein weiterer reduzierter Chinese den Markt der günstigeren Elektroautos einläuten.Es ist kein Geheimnis, die meisten Elektroautos sind groß, schwer und teuer. Der ADAC hat jüngst lediglich drei Fahrzeuge von Volumenherstellern ausfindig gemacht, die unter 30.000 Euro zu haben sind. Darunter auch den Dacia Spring als günstigsten Stromer Deutschlands. Ihm soll nun ein Neuling Konkurrenz machen, der ebenfalls aus China stammt. Der Dayun ES3 spielt von den Dimensionen her in der gleichen Liga, setzt sich
preislich aber sogar noch ein wenig nach oben ab. Fakt bleibt: Es ist das zweitgünstigste
Batterieauto auf dem Markt, sieht man von den halb so großen Microcars ab.
Dayun – keine Frage, da fühlen sich ältere Autofahrer leicht an Datsun erinnert. Das eine
hat mit dem anderen aber nichts zu tun und ist nicht das einzige Beispiel eines
chinesischen Herstellers ganz gezielt Assoziationen zu wecken. Das allein reicht natürlich
nicht. Und auch als ernsthafter Kandidat für ein vollwertiges Elektroauto empfiehlt sich der
ES3 ebenso wenig wie der Spring. Beide haben aber ihre Daseinsberechtigung als Zweitoder Dritt und Pendlerfahrzeug. Sie erfüllen die Grundbedürfnisse der Mobilität. Nicht
mehr und nicht weniger.
Vier Türen, vier Sitze und Tempo 100 sowie eine Leistung von 35 kW (48 PS). Das muss
reichen. Ebenso wie Spitzentempo 100 und 255 Liter Kofferraumvolumen. Immerhin geht’s
in 12,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und liegt der Normverbrauch bei bescheidenen 10,7
Kilowattstunden. 299 Kilometer Reichweite prognostiziert die (natürlich) digitale
Instrumentenanzeige. Nur in einem Punkt ist der 3,70 Meter kurze Chinese alles andere
als bescheiden: bei der Ausstattung.
Das reicht vom Tempomaten und direkt messendes Reifendruckkontrollsystem über die
Rückfahrkamera und Klimaautomatik bis hin zu den obligatorischen Kunstledersitzen.
Auch mit Lenkradtasten, Freisprecheinrichung, elektrisch verstellbaren Außenspiegeln,
Navigationssystem, Nebelscheinwerfern und Sitzheizung sowie Leichtmetallfelgen und
Keyless Go kann der kleine Dayun dienen. Ein bisschen Klavierlack sowie kleine
Eindrücke von Chrom und gebürstetem Aluminium lockern das Interieur ein wenig auf.
Eine über den kompletten Innenboden reichende Einlage ersetzt einzelne Fußmatten.
Das umfangreiche Infotainment bietet vom WLAN-Hotspot über Android Auto und Apple
Carplay bis hin zur mit Erklärvideos hinterlegten Bedienungsanleitung (!) alles, was das
Herz begehrt. Vorerst müssen sich Kunden allerdings noch mit einer englischen
Menüführung begnügen, sofern sie nicht des Chinesischen mächtig sind. Wir wissen
absolut nicht, um was es gehen soll. In unseren frischen Vorführwagen hakte außerdem
es aber noch ein wenig. So blieb beispielsweise das Radio stumm und auch die Anzeige
für den Durchschnittsstromverbrauch rührte sich nach den ersten 50 Kilometern nicht von
der Stelle. Und das dicke Handbuch für Deutschland sieht aus als ob es von flüchtiger
Hand mit der Schreibmaschine getippt wurde. Von den vielen (auch anderswo typischen
Übersetzungsfehlern) ganz zu schweigen. Nur ein Beispiel: „Hexe vor Versand das
geborgene Fahrzeug.“ Da ist noch Luft nach oben.
Der Dayun – das Unternehmen baut übrigens an drei Standorten Fahrzeuge bis hin zum
Schwerlast-Lkw – verfügt über die drei Fahrmodi „Eco“, „Normal“ und „Sport“. Angesichts
der ohnehin nur 35 kW Leistung sind die Unterschiede aber marginal. Der Fahrkomfort
geht in Ordnung, das höhenverstellbare Lenkrad hängt in der obersten Position aber
immer noch relativ tief. Wer hinten mitfährt darf keine allzu großen Ansprüche stellen. Die
einteilig umklappbare Sitzbank ist tief montiert und bietet daher nur wenig Beinauflage, die
Kniefreiheit geht gerade noch in Ordnung. Doch für die Langstrecke ist der kleine Dayun
eh nicht gemacht. Dafür gibt es über 19 Zentimeter Bodenfreiheit, womit die selbst
gewählte Einordnung als City-SUV durchaus eine gewisse Berechtigung hat.
Aber auch der ES3 ist, ebenso wie der Dacia Spring oder zweitürige Microcars à la Aixam,
nicht dazu gemacht, sich mit üblichen Pkw zu messen. Hier wie dort geht es um einfache
Mobilität in verstopften Innenstädten oder vom ÖPNV abgehängten Dörfern auf dem
Lande. Die zwölf Pendlerkilometer zum nächsten Bahnhof, der Einkauf im zehn Kilometer
entfernten Supermarkt oder die täglichen vier Kilometer zum Kindergarten – dafür braucht
es nicht mehr. Und mehr Platz bietet beispielsweise auch der Fiat 500e oder der Twingo
Electric nicht – im Gegenteil.
Das Problem aller Kleinstautos ist ihr Preis. 12.000 bis 15.000 Euro für einen 2,75 Meter
kurzen zweitürigen Diesel sind hier keine Seltenheit. Geht es um Elektro-Miniautos der
Kategorie L6e oder L7e stehen gerne auch schon einmal bis zu 20.000 Euro und mehr in
der Preisliste. Dafür sind die laufenden Kosten aber niedrig. Zumindest in diesem Umfeld
relativieren sich die Anschaffungskosten für den Dayun wieder. Für ihn ruft die deutsche
Lada Automobile GmbH als Importeur knapp 27.500 Euro auf.
Noch werden die Autos per Einzelabnahme zugelassen, eine europäische
Typgenehmigung wird für Anfang nächsten Jahres erwartet. Wer etwas über 8000 Euro
anzahlt, bekommt den kleinen City-Stromer im Fünf-Jahres-Leasing für 291 Euro im
Monat.
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#Dacia #Dayun #Lada #Elektroautos
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